Der EU-Gipfel ist eine Farce
Wäre es nicht so traurig, könnte der EU-Gipfel zur Rettung Europas als beste Unterhaltung vermarktet werden. Die beiden Muttis aus Deutschland, die „mit einem grossen Herzen“ (O-ton von der Leyen) wollen einen imaginären Betrag an Hilfsgeldern ausschütten. Ob Kredit oder Zuschuss ist völlig unwichtig, denn auch Kredite würden von einem Land wie Italien nie und nimmer zurückbezahlt. Ausserdem hat die EU das Geld auch nicht in der Kasse, sondern muss dies später irgendwo generieren. Dann ist da die Gruppe der Sparer. Der holländische Premier steht zuhause nur mit einer foliendünnen Mehrheit kurz vor den Wahlen, er muss daher seine Sorge um die Steuergelder der Holländer zur Schau stellen und damit punkten. Der österreichische Kanzler steht zuhause in der noch nicht ausgestandenen Ibiza-Affäre im Scheinwerferlicht und kommuniziert mit einem nicht zu übersehenden Lächeln seine Sorge um die Steuergelder der Österreicher. Der ungarische Regierungschef droht mit einem Veto, falls das Thema Rechtsstaatlichkeit (notabene war das Verfahren gegen Ungarn abgeschlossen) wieder bemüht werden sollte. Und Italien hat, nachdem es bei protokollierten Plenarsitzungen auf die lästigen Spar-Bedingungen hingewiesen wurde, nun offenbar in Kleingruppengesprächen wirksam davon ablenken können. Wir wollen alles sofort und keine Mafiakontrollen, bitte. Und mit diesem Intrigantenhaufen wollen wir ein Rahmenabkommen abschliessen?
Der Text erschien als Leserbrief im Oltner Tagblatt am 21. Juli 2020.