Leserbrief von Charlotte Kanzso
Wir kommen nicht darum herum, Mass zu halten.
Es ist absurd. Unsere Ethik sagt, dass das Leben einzelner gefährdeter Menschen geschützt werden soll, und dafür gefährdet man das wirtschaftliche Überleben ganzer Gemeinschaften, von denen sie ein Teil sind. Menschen werden jetzt entlassen. Täglich 2000 neue Arbeitslose werden gemeldet. Andere haben für ihr Geschäft kaum Rückstellungen, und wieder andere haben zwar ein Polster aber wissen nicht, ob ihre Kunden später alle wieder kaufen werden. In der seit langem sicheren, etwas verwöhnten Schweiz wissen viele Leute nicht, wie sich Verzweiflung um die Existenz anfühlt. Man hat den Eindruck, staatliche Gelder sind endlos da, die materiellen Krisen der Vergangenheit sind überwunden, und irgendwie wird es auch jetzt wieder gut kommen. Doch das täuscht. Unsere Gesellschaft ist im Begriff, zu gross und zu komplex zu werden, und damit instabil. Materielle und finanzielle Vorsorge genügen irgendwann nicht mehr. Im Hinblick auf die Zukunft muss deshalb bei jeder Form von Wachstum auch an Begrenzung gedacht werden. Daran, ob die sozialen Kosten des Bevölkerungswachstums gestemmt werden können, im Normalfall wie im Krisenfall. Das hat nichts mit Abschottung, Isolation, Protektionismus oder gar Feindlichkeit zu tun. Sondern mit Mass halten. Wir kommen nicht darum herum.