Konsument entscheidet über Detailhändler
Eigentlich stehe ich den pro-Organisationen der Massentierhaltungsinitiative mit ihrer simplen Argumentation gegen Schweizer Detailhändler (und die ausländischen?) kritisch gegenüber. Trotzdem ist die Stossrichtung der Initiative gut. Händler müssen Profit machen, aber der Konsument entscheidet, womit. Billigfleisch ermöglicht schlechtere Tierhaltung, auch via Import und Einkaufstourismus. Beeinflussen können wir nur Tierhaltung im Inland. Sie ist zwar besser als im Ausland, aber je nach Bereich und Betrieb nicht tiergerecht. Wir Konsumenten fördern Massentierhaltung geradezu (wie auch Massenproduktion von Alltagsartikeln und beim Ackerbau. Vegan leben berechtigt noch nicht zu einem guten Gewissen). Der Initiativtext überlässt die Ausführung nach den Richtlinien der Bio Suisse (348 Seiten!) dem Bund. Kontrolle ist heikel und umgehbar. Die entscheidende Verantwortung liegt jedoch nicht beim Bauern, Verarbeiter oder Händler. Sie liegt bei uns Konsumenten, die gern anders handeln als abstimmen. Wir wollen Schweine auf der Weide, aber kostenlos. Wir wollen Bioprodukte, aber sie dürfen mit Minimallöhnen erzeugt werden (das Bio-Knospe Label wird auch ausländischen Erzeugnissen gegeben, um Kleinbauern in Entwicklungsländern zu unterstützen. Lokale Produkte haben es schwer). Und wir wollen es vegan, aber fertig, günstig, chemiefrei und nachhaltig verpackt. Kein Wunder, muss dies quersubventioniert werden, und so bleiben unfair erzeugte Produkte im Handel. Der Anteil für Ernährung an unserem Totalkonsum reduzierte sich seit 50 Jahren um zwei Drittel und beträgt nur noch 10%. Ist das alles, was uns das Tierwohl wert ist? Wer die Initiative zum Wohl der Nutztiere unterstützen will, bezeuge dies mit seinem Portemonnaie.
Charlotte Kanzso, Olten