Alfred Escher unpassend herangezogen
Die Höhenfeuer der SVP sind kein Rückzug in nationalistische Mythen sondern vielmehr ein Warnzeichen. Eben sowenig darf interpretiert werden, dass Alfred Escher heute ein feuriger EU-Beitrittsbefürworter gewesen wäre, wenn er die ganze Entwicklung derselben hätte mitverfolgen können. Die heutige EU ist nicht gleich Europa von damals. Es soll hier klar gesagt sein, dass auch die SVP auf «Bildung, Forschung, Entwicklung, Diplomatie, Kooperation und Handel» setzt. Und ihre Exponenten tun dies auch, wie sie es in zahlreichen Unternehmungen und Ämtern beweisen. Aber es handelt sich dabei stets um eine Gratwanderung zwischen Geben und Nehmen. Gerade die Schweiz und Menschen wie Alfred Escher haben darin schon lange vor der Geburt der EU einiges an Geschick bewiesen. Und da gibt es noch den Rest der Welt, die mögen wir doch auch. Es ist eine Kunst, sich weder nach links noch nach rechts in den Abgrund zu stürzen. Dass die EU ihren Mitgliedern nicht mehr nehmen als geben will, dass es ihr um den europäischen «Esprit» geht, davon ist gerade in den letzten Jahren sehr wenig zu sehen. Deshalb ist es nach sieben Jahren vergeblicher Verhandlungen mit dem Ziel, eine Anbindung unter Bewahrung der inneren Souveränität zu erreichen, nicht so falsch, wenn wir einen Neustart ermöglichen.
Als Leserbrief am 20.07.2021 im Oltner Tagblatt erschienen