Wir brauchen beide Seiten der Waage
Kennen Sie sie noch? Die alte Waage, bei der auf beiden Seiten gleich viel Gewicht geladen werden musste, damit eine Balance hergestellt war. Ähnlich funktioniert dies meiner Meinung nach in politischen Gremien, wie zum Beispiel dem Gemeinderat. Es braucht auch dort beide Seiten, viele Facetten. In der Regel sind, und vielleicht sind wir uns da nicht einig, rechte Parteien nicht gerade für ihre Kreativität und Fantasie bekannt. Dafür benötigen wir die Eingaben unserer KollegInnen aus der anderen Waagschale. Nun werden Sie vielleicht sagen, cool, viel Fantasie und Kreativität kann Olten mehr denn je brauchen. Das ist sicher richtig. Olten zeigt sich nicht gerade als funkensprühende Metropole. Dennoch bin ich der Ansicht, dass auch die rechte Waagschale ihre Daseinsberechtigung hat. Eher schnörkellos denken und manchmal auf der Ausgabenbremse stehen, ist für unser aller Portemonnaie auch nicht schlecht. Gerade jetzt, wo die Stadt Olten viele grosse Projekte bewältigen wird, ist der umsichtige Umgang mit Ihren Steuergeldern wichtig.
Sind wir mal ehrlich, so ganz kann man dem gesamten Spektrum in der Politik nicht trauen. Welcher Politiker macht keine Versprechungen im Wahlkampf, die nachher einer partiellen Amnesie zum Opfer fallen?
Die Gemeinderatswahlen in Olten stehen an. Ich möchte Sie ermutigen, einen bunten Strauss von PolitikerInnen zu wählen und zwar von Rechts und Links. Damit beide Seiten die Interessen von möglichst vielen OutnerInnen vertreten können.
Wir brauchen Rechts, wir brauchen Links und dann brauchen wir noch das Zünglein an der Waage. Vor allem aber brauchen wir Sie, nicht nur an Abstimmungen und Wahlen. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Anliegen und Sorgen aktiv Ihrer Partei oder einem Gemeinderatsmitglied mitzuteilen. Der Austausch mit Ihnen hat mich in den letzten drei Jahren meiner Zugehörigkeit zum Gemeindeparlament am meisten bereichert. Sollte auch ich zu Ihrem «Wahlstrauss» dazugehören, würde ich mich sehr freuen.
Ursula Rüegg, Olten
Dieser Artikel ist am 21.10.2020 als Kolumne in der Neuen Oltner Zeitung erschienen.